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Betrieb Raumlufttechnischer Anlagen

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Betrieb Raumlufttechnischer Anlagen

Betrieb Raumlufttechnischer Anlagen

Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) gewährleisten in Gebäuden eine kontrollierte Be- und Entlüftung und sorgen für thermischen Komfort sowie gute Luftqualität. Sie führen Frischluft zu, transportieren Schadstoffe und Wärme ab und können die Luft bei Bedarf filtern, heizen, kühlen, befeuchten oder entfeuchten. Typischerweise besteht ein zentrales Lüftungsgerät aus mehreren Funktionseinheiten, darunter Ventilatoren, Filterstufen, Wärmetauscher (Heizung/Kühlung), ein Wärmerückgewinnungssystem und gegebenenfalls Befeuchter oder Entfeuchter. Über das Kanalnetz wird die aufbereitete Zuluft in die Räume verteilt, während die Abluft zurück zum Gerät oder nach außen geführt wird.

Der Betrieb von Raumlufttechnischen Anlagen erfordert ein ausgewogenes Zusammenspiel aus rechtlichen, technischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und hygienischen Anforderungen. Nur wer diese Aspekte gleichermaßen berücksichtigt, kann einen reibungslosen und sicheren Betrieb sicherstellen. Eine klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten, regelmäßige Wartungen und Hygieneinspektionen sowie eine systematische Dokumentation sind unerlässlich, um sowohl Energieverbrauch als auch Gesundheitsrisiken zu minimieren.

Auf lange Sicht lassen sich durch ein bedarfsgerechtes, energieeffizientes und hygienisch fundiertes RLT-Management die Betriebskosten senken, die Lebensdauer der Anlagen erhöhen und vor allem die Gesundheit und Zufriedenheit der Nutzer sichern. So wird eine RLT-Anlage nicht nur zum technischen, sondern auch zum wirtschaftlichen und gesundheitlichen Erfolgsfaktor für jedes Gebäude.

Wichtige Gesetze, Normen und Vorschriften

In Deutschland sind das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) grundlegend für den Betrieb von Lüftungsanlagen in Arbeitsstätten. Die Technische Regel ASR A3.6 („Lüftung“) schreibt vor, dass Arbeitsräume ausreichend mit gesundheitlich zuträglicher Atemluft zu versorgen sind.

Weitere bedeutsame Regelwerke sind insbesondere:

  • VDI 6022: Definiert Hygieneanforderungen an Raumlufttechnik und Raumluftqualität.

  • DIN EN 16798-3: Europäische Norm für Planung, Energieeffizienz und Ausführung von Lüftungs- und Klimaanlagen.

  • VDI 3810 (Reihe): Stellt Grundsätze für Betreiben und Instandhalten gebäudetechnischer Anlagen bereit.

  • Gebäudeenergiegesetz (GEG): Reguliert u. a. energetische Inspektionen für Lüftungs- und Klimaanlagen (ersetzte die frühere EnEV).

Besonders in größeren und öffentlich zugänglichen Gebäuden sind weitere spezielle Richtlinien relevant (z. B. VDI 2052 für Küchenlüftung). Betreiber sollten sich stets über aktuelle Versionen dieser Normen und Richtlinien informieren.

Betreiberverantwortung und Haftungsfragen

Der Betreiber trägt die rechtliche Verantwortung für einen sicheren und vorschriftsmäßigen Betrieb der RLT-Anlage. Vernachlässigt er seine Pflichten vorsätzlich oder fahrlässig, haftet er für daraus entstehende Schäden. In Schadensfällen (z. B. Gesundheitsschäden durch mangelhafte Lüftungshygiene oder Brand, der sich über die Anlage ausbreitet) können zivil- und strafrechtliche Konsequenzen drohen. Die Betreiberverantwortung umfasst auch die Pflicht, Personen einzusetzen oder zu beauftragen, die für die anstehenden Aufgaben qualifiziert sind.

Aufgaben können zwar an externe Fachfirmen oder Dienstleister delegiert werden, aber die Überwachungspflicht bleibt beim Betreiber. Er muss sicherstellen, dass Wartungs- und Prüftätigkeiten sachgerecht und in den vorgeschriebenen Intervallen durchgeführt werden.

Anforderungen an Dokumentation und Nachweispflichten - Ein wesentlicher Bestandteil der Betreiberverantwortung ist eine lückenlose Dokumentation:

  • Wartungs- und Prüfprotokolle

  • Reinigungsnachweise

  • Inspektionsberichte (z. B. Hygieneinspektionen nach VDI 6022)

  • Sachverständigen-Gutachten (z. B. Brandschutz, energetische Inspektionen)

Die Dokumente müssen über die gesamte Betriebsdauer aufbewahrt werden. Nur mit diesen Nachweisen kann im Schadensfall belegt werden, dass der Betreiber seinen Pflichten ordnungsgemäß nachgekommen ist. Bei Verstößen drohen zudem Bußgelder durch Aufsichtsbehörden oder Kürzungen von Versicherungsleistungen.

Aufbau und Funktionsweise von RLT-Anlagen - Ein zentrales RLT-Gerät besteht im Regelfall aus folgenden Komponenten:

  • Ventilatoren: Für Zu- und Abluft, häufig drehzahlgeregelt (z. B. mit EC-Motoren)

  • Filterstufen: Meist zwei Stufen (Grob- und Feinfilter), um Schadstoffe und Partikel effektiv abzuscheiden

  • Heiz- und Kühlregister: Zur Temperierung (Erwärmung/Kühlung) der Zuluft

  • Wärmerückgewinnungssystem: Überträgt Wärme (und ggf. Feuchte) der Abluft an die Außenluft, reduziert Heiz- und Kühlbedarf

  • Befeuchter oder Entfeuchter: Regulieren die Feuchte der Zuluft

  • Mischkammern und Klappen: Erlauben, je nach Bedarf, Umluft, Außenluft oder Mischluft zu fahren

  • Brandschutzklappen und Schalldämpfer: Verhindern Brandausbreitung und reduzieren Geräuschpegel

  • Automations- und Regeltechnik: Überwacht Druck, Temperatur, Feuchte und Volumenströme, regelt entsprechend den Bedarf

Die Abluft wird in den meisten Fällen über einen separaten Abluftventilator abtransportiert. Je nach Systemaufbau kann Außenluftanteil, Umluftanteil sowie die Temperatur und Feuchte der Zuluft dynamisch gesteuert werden.

Wartung und Instandhaltung gemäß geltenden Normen

Regelmäßige Wartung ist essenziell, um Funktion, Energieeffizienz und Hygiene zu gewährleisten.

Wichtige Arbeiten sind:

  • Filterwechsel: Filter austauschen, wenn der zulässige Differenzdruck überschritten ist oder gemäß Herstellerempfehlung.

  • Reinigung von Wärmetauschern, Befeuchtern und Tropfenabscheidern: Verunreinigungen erhöhen den Energiebedarf und können Keimwachstum begünstigen.

  • Inspektion der Ventilatoren: Prüfung von Lager, Dichtungen, Antriebsriemen (sofern vorhanden) und Motorenstrom.

  • Kontrolle der Automations- und Regeltechnik: Sensoren kalibrieren, Stellklappen und Ventile auf Funktion prüfen.

  • Dichtheitsprüfung: Leckagen im Gerätegehäuse oder Kanalnetz erhöhen den Energiebedarf und können Verschmutzungen verursachen.

  • Brandschutzklappen und Sicherheitseinrichtungen: Prüfung und Funktionskontrolle in vorgeschriebenen Intervallen.

Besonders bei Befeuchtern schreibt die Hygiene-Richtlinie VDI 6022 kurzfristige Kontrollen vor, um Keimbildung (z. B. Legionellen) zu verhindern. In der Regel erfolgen große Hygieneinspektionen alle 2 bis 3 Jahre, kleinere Sichtkontrollen jährlich oder nach Bedarf.

Energetische Optimierung und Steuerungstechnologien

RLT-Anlagen benötigen sowohl elektrische Energie für die Ventilatoren als auch thermische Energie für Heizen und Kühlen.

Die wichtigsten Ansatzpunkte zur Energieeinsparung sind:

  • Bedarfsgerechte Lüftung: CO₂- oder zeitgesteuerte Volumenstromanpassung, Reduktion in Nutzungsrandzeiten

  • Effiziente Ventilatoren: Einsatz drehzahlgeregelter EC-Ventilatoren oder Frequenzumrichter an konventionellen Motoren

  • Hocheffiziente Wärmerückgewinnung: Rotationswärmeübertrager, Kreuzstrom- oder Gegenstromtauscher, ggf. Bypass im Sommer

  • Optimierte Regelstrategie: Teillastbetrieb, Nachtabsenkung, Monitoring über Gebäudeleittechnik (GLT)

  • Leckagekontrollen: Dichte Gehäuse und Kanäle vermeiden unnötige Verluste

Durch sinnvolle Nachrüstungen (z. B. Retrofit, Modernisierung der Regeltechnik) lassen sich oft hohe Einsparpotenziale realisieren. Regelmäßige Prüfungen (energetische Inspektionen) helfen, ineffiziente Betriebsweisen frühzeitig aufzudecken.

Kosten-Nutzen-Analyse

Neben den Investitionskosten für Planung und Installation verursachen RLT-Anlagen im Laufe ihrer Lebensdauer beträchtliche Betriebsausgaben (Energie, Wartung, Reparaturen). Daher ist eine Gesamtkostenbetrachtung (Life Cycle Costing) sinnvoll. Bei einer Lebensdauer von 15–20 Jahren übersteigen die kumulierten Energiekosten die Anschaffungskosten meist deutlich. Eine energieeffiziente Auslegung und Betriebsweise amortisiert sich oft innerhalb weniger Jahre.

Lebenszykluskosten und Energieeffizienzmaßnahmen - Die stärksten Effekte auf die Betriebskosten haben:

  • Optimierung der Ventilatorleistung (drehzahlgeregelte Antriebe)

  • Wärmerückgewinnung mit hohem Wirkungsgrad

  • Bedarfsgerechte Steuerung (CO₂-/VOC-Führung, Zeitprogramme)

  • Regelmäßige Wartung (saubere Register und Filter sparen Energie)

Auch Förderprogramme (z. B. für energieeffiziente Querschnittstechnologien) können helfen, Investitionskosten zu reduzieren und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.

Fördermöglichkeiten und Einsparpotenziale

Unternehmen und Betreiber können verschiedene staatliche Fördermittel für Modernisierungsmaßnahmen beanspruchen.

Besonders interessant sind:

  • Modernisierung von Lüftungs- und Kälteanlagen (z. B. Austausch von Ventilatoren, Einbau/Verbesserung von Wärmerückgewinnung)

  • Digitalisierung der Regelung (Gebäudeleittechnik, intelligente Sensorik)

  • Energieberatungsprogramme (professionelle Analyse vorhandener Anlagen)

Langfristig resultiert aus solchen Maßnahmen eine deutliche Reduzierung der Betriebskosten. Darüber hinaus tragen bessere Luftqualität und thermischer Komfort zur Produktivität und Gesundheit der Nutzer bei.

Betreiberpflichten und Verantwortlichkeiten

Der Betreiber (Eigentümer oder vertraglich definierter Betreiber) muss organisatorisch sicherstellen, dass die Lüftungsanlage gesetzeskonform betrieben wird.

Das umfasst:

  • Bestimmung einer verantwortlichen Person (z. B. im Facility Management)

  • Vertragsmanagement mit externen Wartungsfirmen oder Sachverständigen

  • Terminplanung und Überwachung aller gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen

  • Dokumentation von Wartungs- und Reparaturarbeiten

Im Idealfall wird das in einem systematischen Wartungs- und Instandhaltungsplan festgehalten, ergänzt durch ein CAFM-System (Computer Aided Facility Management).

Delegation und Kontrolle

Viele Betreiber beauftragen Fachfirmen mit Wartung und Prüfung, müssen aber die durchgeführten Leistungen überwachen und deren Qualität sicherstellen. Wichtig ist, dass externes Personal über die notwendigen Schulungen und Qualifikationen (z. B. VDI-6022-Schulung) verfügt. Arbeits- und Umweltschutzauflagen (z. B. beim Einsatz von Reinigungsmitteln) sind ebenfalls zu beachten.

Zusammenarbeit zwischen Facility Management, Technik und Hygiene - Ein reibungsloser RLT-Betrieb erfordert enge Kommunikation zwischen:

  • Facility Management (organisiert Wartung, terminiert Prüfungen, verwaltet Budgets)

  • Technik-Teams (setzen Vorgaben um, diagnostizieren Störungen, erledigen Kleinreparaturen)

  • Hygiene-Fachleuten (legen Anforderungen für Sauberkeit, Keimfreiheit und Raumluftqualität fest)

Insbesondere beim Thema Hygiene (z. B. Befeuchter, Schimmelgefahr) müssen technische und hygienische Anforderungen Hand in Hand gehen.

Notfallkonzepte und Störfallmanagement - Trotz sorgfältiger Wartung kann es zu Ausfällen oder Störfällen kommen:

  • Kompletter Ausfall der Lüftung: Überbrückung durch Fensterlüftung oder mobile Geräte

  • Brand- oder Rauchereignis: Abschalten oder Umschalten der Anlage, Schließen von Brandschutzklappen

  • Hygiene-Vorfälle (z. B. Legionellen, Schimmel): Sofortige Außerbetriebnahme betroffener Komponenten, Desinfektion und Freigabe nach Nachweis

  • Technische Teilausfälle: Notbetrieb über Umluft oder Redundanzsysteme, schnelle Ersatzteilbeschaffung

Solche Abläufe sollten in Notfall- und Störfallplänen festgelegt werden, inklusive Kontaktlisten und Verantwortlichkeiten. Regelmäßige Übungen oder Tests (z. B. Brandfallsteuerung) stellen sicher, dass das Personal im Ernstfall richtig reagiert.

Hygieneanforderungen und -kontrollen

RLT-Anlagen können bei unzureichender Pflege zu Gesundheitsrisiken werden. Daher sind Hygieneanforderungen wie in VDI 6022 festgelegt konsequent umzusetzen.

Dazu zählen:

  • Verwendung hygienisch unbedenklicher Materialien

  • Leichte Zugänglichkeit aller Bereiche für Reinigungen

  • Regelmäßige mikrobiologische Proben (z. B. Befeuchterwasser)

  • Beschränkung oder Vermeidung von Umluft bei erhöhtem Infektionsrisiko

Alle 2 bis 3 Jahre ist eine ausführlichere Hygieneinspektion vorgeschrieben, bei Befeuchtern kann ein noch kürzerer Turnus erforderlich sein.

Reinigungskonzepte und Filtermanagement

Ein systematisches Reinigungskonzept beugt Schmutz- und Keimablagerungen vor.

Typische Maßnahmen:

  • Filtermanagement: Fachgerechter Wechsel, Prüfung der Dichtungen, keine Bypässe

  • Reinigung von Luftbefeuchtern: Spülen, Entkalken, Desinfizieren, ggf. Einsatz von keimarmem Wasser

  • Reinigung von Wärmetauschern und Tropfenabscheidern: Entfernen von Ablagerungen und Biofilmen

  • Kanalkontrolle: Inspektion auf Staub, Schimmel oder Schädlingsbefall; Zugänge über Revisionsklappen

  • Desinfektion kritischer Komponenten: Verwendung geeigneter und zugelassener Desinfektionsmittel

Filter sollten nicht nur wegen des Druckverlusts, sondern auch aus hygienischen Gründen rechtzeitig getauscht werden, um das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern.

Auswirkungen auf Raumluftqualität und Gesundheitsschutz

Eine hygienisch einwandfreie RLT-Anlage reduziert die Konzentration von Schadstoffen, Feinstaub, Keimen und Viren in der Raumluft. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer aus. Bei Vernachlässigung können sich umgekehrt Schimmelpilze, Bakterien oder Endotoxine ausbreiten und sogenannte „Sick-Building-Syndrome“ hervorrufen. Darüber hinaus beeinträchtigen zu hohe oder zu niedrige Feuchte, schlechte Filtration oder unzureichender Luftwechsel das Raumklima. Eine saubere RLT-Anlage trägt daher maßgeblich zu Gesundheit und Produktivität bei.