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Raumlufttechnik: Kontrollierte Lüftung

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Kontrollierte Lüftung in betrieblich genutzten Immobilien

Kontrollierte Lüftung in betrieblich genutzten Immobilien

Die Qualität der Raumluft spielt in betrieblich genutzten Immobilien eine entscheidende Rolle für Gesundheit, Komfort und Produktivität. Dabei treffen steigende Ansprüche an die Innenraumluftqualität auf wachsende Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Eine kontrollierte Lüftung (kontrollierte Raumlufttechnik) bietet die Möglichkeit, diesen Zielkonflikt bedarfsorientiert zu lösen: Sie führt Außenluft gezielt und sensorgesteuert zu, entfernt Abluft und hält zugleich den Energieaufwand dank effizienter Komponenten und Wärmerückgewinnung auf einem Minimum. Grundlage ist stets eine sorgfältige Planung auf Basis geltender Normen und Richtlinien, verbunden mit einer exakten Standortanalyse und Berücksichtigung spezifischer Branchenanforderungen. Wird das System in ein digitales Monitoring integriert und von den Nutzern akzeptiert, zeigt sich das volle Potenzial: Die Luftqualität bleibt konsistent hoch, der Energieaufwand niedrig und Betriebsausfälle oder Störungen werden frühzeitig erkannt. Mit einem strukturierten Instandhaltungs- und Hygieneplan wird gewährleistet, dass die Anlage dauerhaft zuverlässig arbeitet und zur Wertsteigerung des Gebäudes beiträgt. So profitieren Betreiber, Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen von einem gesunden, effizienten und zukunftsfähigen Arbeitsumfeld.

Normen im Facility Management

Normen, Richtlinien und Zertifizierungen

Damit ein Lüftungssystem in Gewerbeimmobilien langfristig erfolgreich funktioniert, ist die Einhaltung bestimmter Normen und Richtlinien unerlässlich. In Europa geben DIN EN 16798 und DIN EN 13779 sowie die VDI 6022 wesentliche Vorgaben für Lüftungskonzepte und Raumlufthygiene in Nichtwohngebäuden vor. International spielt ASHRAE 62.1 eine große Rolle, indem sie unter anderem empfohlene Luftwechselraten für verschiedene Nutzungsszenarien definiert.

Darüber hinaus genießen Green-Building-Zertifizierungen – beispielsweise DGNB, LEED, BREEAM oder WELL – wachsende Popularität. Sie setzen erhöhte Maßstäbe in puncto Energieeffizienz, Raumluftqualität und Komfort und dienen als Nachweis eines nachhaltigen Gebäudestandards. Eine kontrollierte Lüftung, die die dort verankerten Anforderungen erfüllt, trägt maßgeblich zu einem positiven Zertifizierungsergebnis bei.

Zusätzliche Anforderungen durch spezifische Nutzungen

Betrieblich genutzte Immobilien umfassen ein breites Spektrum: Büros, Industrie- und Logistikflächen, Labore, medizinische Einrichtungen, Gastronomie und Hotellerie. Je nach Branche stellen sich unterschiedliche Anforderungen:

Spezifische Anforderungen an Luftqualität in verschiedenen Bereichen

  • Labore, Reinräume und Gesundheitswesen: Hier sind oft Filter der Klasse HEPA oder ULPA, strenge Hygieneregeln und definierte Druckverhältnisse (Unter- bzw. Überdruck) erforderlich, um Kontaminationen auszuschließen.

  • Gastronomie und Hotel: Abluft aus Küchenbereichen oder Waschküchen weist besonders hohe Feuchte- und Geruchsbelastungen auf, weshalb angepasste Abluftströme und Filter medien erforderlich sind.

  • Produktions- und Lagerhallen: Emissionen in Form von Stäuben, Dämpfen oder Gasen machen gegebenenfalls eine Prozessabsaugung oder eine Aufteilung in verschiedene Belüftungszonen notwendig, um Mitarbeiter zu schützen und Produktqualität zu sichern.

Sorgfältige Planung für optimale Luftqualität

Für jedes dieser Szenarien ist eine sorgfältige Planung und Abstimmung auf den tatsächlichen Raumnutzungszweck unverzichtbar.

Außenluftqualität und Standortfaktoren

Die Qualität der Außenluft ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg einer kontrollierten Lüftung: Wer in stark belasteten Regionen (z. B. an Hauptverkehrsstraßen oder in Industriegebieten) Außenluft ansaugt, sollte auf entsprechende Filterstufen setzen, um Feinstaub, Stickoxide oder andere Schadstoffe auszufiltern. Die Positionierung der Außenluftansaugung ist dabei besonders wichtig: Wo immer möglich, sollten Abgase, Staubquellen oder zu hohe Temperaturbereiche (z. B. in direkter Nähe von Wärmeabluft oder Sonneneinstrahlung) vermieden werden.

In städtischen Regionen, in denen Feinstaubbelastungen und Ozonwerte häufig höher sind, muss die Lüftungsanlage entsprechend ausgelegt sein. ISO ePM1-Filter oder sogar HEPA-Filter können sinnvoll sein, um die Innenraumluftqualität deutlich zu verbessern. Eine sorgfältige Abstimmung zwischen Außenluftmengen, Filterwechselintervallen und Energiebilanz sorgt dafür, dass auch bei widrigen Standortbedingungen ein optimaler Betrieb sichergestellt ist.

Optimiertes Monitoring und Data Analytics

Ein zentrales Element moderner Lüftungskonzepte in betrieblichen Immobilien ist die intelligente Überwachung sämtlicher Luftparameter. Mithilfe von IoT-Sensoren werden fortlaufend Daten zu CO₂-Konzentration, Temperatur, relativer Luftfeuchte sowie – falls relevant – zu VOC und Feinstaub (PM2.5, PM10) erfasst.

Data Analytics und KI im Facility Management

  • Data Analytics und KI: Durch die Analyse großer Datenmengen können Algorithmen Anomalien (z. B. einen plötzlichen CO₂-Anstieg) frühzeitig erkennen oder auf einen erhöhten Filterbedarf hinweisen.

  • Alarmmanagement: Bei Überschreitung festgelegter Grenzwerte (z. B. CO₂ > 1.000 ppm) oder Betriebsfehlern werden Betreiber automatisch benachrichtigt und können unmittelbar Gegenmaßnahmen ergreifen.

Integration von Gebäudetechnologien für Effizienz

Zusätzlich erlaubt ein Gebäudeleitsystem oder eine Smart-Building-Plattform, verschiedene Gewerke – etwa Klimatisierung, Heizung, Sonnenschutz – mit der Lüftung abzustimmen. So lassen sich Nutzerkomfort und Energieeffizienz weiter steigern.

Nutzerinformation und Schulung

Auch wenn die meisten Lüftungsprozesse automatisiert ablaufen, bleibt die Nutzerakzeptanz ein wesentlicher Erfolgsfaktor:

Transparente Kommunikation und Verhaltensregeln zur Luftqualität

  • Transparente Kommunikation: Werden CO₂- oder Feinstaubwerte in Echtzeit angezeigt (z. B. über Displays, Apps oder Intranet), lässt sich das Bewusstsein für das Thema Luftqualität schärfen.

  • Verhaltensregeln: In bestimmten Situationen – etwa nach Renovierungsarbeiten, beim Umgang mit Chemikalien oder Reinigungsmitteln – kann es sinnvoll sein, manuell für eine Stoßlüftung zu sorgen.

  • Schulungen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders in sensiblen Bereichen wie Laboren oder im Gesundheitswesen, benötigen eine Einweisung in die Funktions- und Wartungsweise der Anlage. Eine solche Kenntnis schützt vor Fehlbedienungen und erleichtert die Identifikation von Störungen.

Mitarbeitereinbindung für mehr Komfort und Effizienz

Werden Mitarbeitende sinnvoll eingebunden, erhöhen sich nicht nur Komfort und Effizienz, sondern auch das Vertrauen in die Technik.

Instandhaltungs- und Hygienepläne

Eine kontrollierte Lüftung in betrieblichen Immobilien stellt langfristig nur dann einen Mehrwert dar, wenn Wartung und Hygiene sorgfältig geplant sind:

Wartung und Reinigung für optimale Luftqualität

  • Regelmäßige Filterwechsel: Je nach Standort und Nutzungsintensität müssen Filter in entsprechenden Abständen kontrolliert und erneuert werden, um Druckverluste zu vermeiden und die Luftreinheit aufrechtzuerhalten.

  • Reinigung der Kanäle: In größeren Kanalsystemen sammelt sich mit der Zeit Staub an. Revisionsöffnungen und entsprechende Zugänglichkeiten müssen in der Planungsphase berücksichtigt werden, damit Kanalreinigungen planmäßig durchgeführt werden können.

  • Kondensatmanagement: Kondensatschalen und -abläufe sind potenzielle Keimquellen, falls sich Feuchtigkeit sammelt und verunreinigt. Eine regelmäßige Überprüfung sowie Desinfektion ist deshalb unerlässlich.

  • Mikrobiologische Tests: Speziell in Bereichen mit hohen Hygieneanforderungen (Lebensmittelverarbeitung, Gesundheitswesen) können zusätzliche mikrobiologische Untersuchungen vorgeschrieben oder empfohlen sein.

Dokumentation der Wartung für Compliance und Sicherheit

Eine lückenlose Dokumentation der Wartungsschritte trägt nicht nur zur Einhaltung von Richtlinien bei, sondern belegt im Ernstfall auch die Sorgfaltspflicht des Betreibers.