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Raumlufttechnik: Lüftungsanlagen

Facility Management: Raumlufttechnische Anlagen » Anforderungen » Bau + Instandhaltung » Lüftungsanlagen

Lüftungssysteme sicher und effizient planen und betreiben

Lüftungssysteme sicher und effizient planen und betreiben

Lüftungsanlagen sind essenzielle Bestandteile moderner Gebäude. Sie sichern einerseits die Gesundheit und Behaglichkeit der Nutzer und übernehmen andererseits wesentliche Funktionen in Sachen Brandschutz, Ex-Schutz, Energieeffizienz und Hygiene. Bei der Planung und Realisierung einer Lüftungsanlage müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, u.A. Gebäudehülle und Dichtheit, Nutzungsanforderungen (z. B. Komfort, Reinheit), Energieeffiziente Techniken (Wärmerückgewinnung, drehzahlvariable Ventilatoren), Brandschutz (BSK, Brandfallsteuerung), Hygiene- und Gesundheitsaspekte (Filter, VDI 6022), Spezielle Anwendungsfälle (z. B. Batterieräume, Labore, Reinräume), Regelung und Gebäudeautomation (Demand Controlled Ventilation, GLT-Anbindung), Schallschutz (Schalldämpfer, Schwingungsentkopplung), sowie Wartung und Betreiberpflichten (Inspektion, Inbetriebnahme, Dokumentation).

Nur durch eine sorgfältige Abstimmung aller Gewerke (Heizung, Kälte, Elektrotechnik, Gebäudeautomation, Brandschutzplanung, Baukonstruktion) und eine fachgerechte Planung sowie Umsetzung entstehen sichere und wirtschaftliche Lüftungskonzepte, die dem Nutzer langfristig ein ideales Raumklima mit hohen Komfort- und Hygienestandards bieten.

Ganzheitliche Lüftungskonzepte für Komfort und Sicherheit

Sicherstellung der Luftqualität

  • Abfuhr von CO₂, Gerüchen, Schadstoffen und Feuchte.

  • Versorgung mit ausreichender Frischluft für ein gesundes Raumklima.

Raumklimatisierung und Komfort

  • Regulierung der Raumtemperatur und Luftfeuchte, je nach Anlagenkonzept auch Heizen, Kühlen oder Entfeuchten.

  • Vermeidung von Zugluft und Behaglichkeitsstörungen durch angepasste Auslasssysteme.

Brandschutz und Sicherheit

  • Begrenzung der Ausbreitung von Rauch und Brandgasen.

  • Einbindung in die Brandmeldeanlage (BMA) und Berücksichtigung von Brandschutzklappen (BSK).

Energieeffizienz

  • Einsatz von Wärmerückgewinnungssystemen (WRG), um Heiz- bzw. Kühlenergie zu reduzieren.

  • Bedarfsgerechte Steuerung (Frequenzumrichter, Mess- und Regeltechnik), um im Teillastbetrieb Energie einzusparen.

Hygiene und Gesundheit

  • Gewährleistung sauberer Luft (staub- und keimarme Zuluft) durch geeignete Filterung und regelmäßige Wartung.

  • Minimierung mikrobieller Kontamination und Einhaltung der VDI 6022 (Hygienerichtlinie).

Normen und Richtlinien

Die Planung und der Betrieb von Lüftungsanlagen werden durch eine Vielzahl von Normen, Richtlinien und Gesetzen geregelt.

Insbesondere sind zu nennen:

  • DIN 1946 (Teile 1–7): Grundlagen der Raumlufttechnik, z. B. DIN 1946-4 für Krankenhäuser und DIN 1946-6 für Wohnungslüftung.

  • VDI 6022: Hygienische Anforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte.

  • VDI 3803, VDI 2082: Anforderungen an die Auslegung von RLT-Anlagen und raumakustische Vorgaben.

  • EN 16798 (ehemals EN 13779): Lüftung von Nichtwohngebäuden.

  • GEG (Gebäudeenergiegesetz): Anforderungen an Energieeffizienz, Wärmerückgewinnung und Dichtheit der Gebäudehülle.

  • ATEX-Richtlinien (2014/34/EU): Explosionsschutz in entsprechenden Bereichen.

Darüber hinaus können Zertifizierungssysteme wie DGNB, LEED oder BREEAM besondere Anforderungen an die Luftqualität und Energieeffizienz stellen.

Abluftanlagen (mit freier Nachströmung)

  • Nur Abluftventilator(en), der/die Raumluft in Bereichen mit hoher Feuchte- oder Geruchsbelastung absaugt (z. B. WC-Anlagen, Batterieräume).

  • Frischluft strömt über Türspalte, Fensterfalzlüfter oder Überströmöffnungen aus angrenzenden Räumen nach.

Kombinierte Zu- und Abluftanlagen

  • Zentrales RLT-Gerät, das Außenluft ansaugt, filtert, bei Bedarf erwärmt oder kühlt und über Kanäle in die Räume leitet.

  • Die verbrauchte Abluft wird ebenfalls zentral erfasst und nach außen (Fortluft) geführt.

  • Häufig mit integrierter Wärmerückgewinnung, um Heiz- bzw. Kühlenergie zu minimieren.

Teilklimaanlagen

  • Lüftungsanlagen mit Funktionen wie Heizen, Kühlen oder Entfeuchten, die jedoch nicht alle Parameter (z. B. keine aktive Befeuchtung) regeln.

  • Typisch für Büros, Industriehallen und andere Nichtwohngebäude mit mittleren Komfortanforderungen.

Vollklimaanlagen

  • Umfassen das gesamte Spektrum (Heizen, Kühlen, Befeuchten, Entfeuchten).

  • Werden in Bereichen eingesetzt, in denen höchste Anforderungen an das Klima gelten, etwa in Reinräumen, OP-Sälen oder Laboren.

RLT-Gerät (Raumlufttechnisches Gerät)

  • Enthält Ventilatoren, Filterstufen, Heiz-/Kühlregister und meist eine Wärmerückgewinnungseinheit (z. B. Kreuz-Gegenstrom-Plattenwärmetauscher, Rotationswärmetauscher oder Kreislaufverbundsystem).

  • Überwiegend als kompakte Einheit bei Außenaufstellung oder als mehrteiliger Aufbau in Technikräumen.

Kanalsysteme

  • Verteilen die Zuluft im Gebäude und führen die Abluft ab.

  • Material je nach Anforderung (meist verzinktes Stahlblech, teils Kunststoff/PP bei korrosiven Medien, Edelstahl in Hygienebereichen).

  • Dichtheitsklasse (z. B. Klasse C) reduziert Leckagen und erhöht die Effizienz.

Brandschutzklappen (BSK)

  • Unterbrechen im Brandfall den Luftstrom zwischen Brandabschnitten.

  • Gekoppelt an die BMA oder mechanische Auslöseeinrichtungen (Schmelzlot etc.).

Ventilatoren

  • Fördern die Luft durch das System und werden nach Volumenstrom und Druckverlust ausgelegt.

  • Häufig frequenzgeregelt (FU), um bedarfsorientiert unterschiedliche Luftmengen zu fördern.

Filterung

  • Mehrstufige Filtersysteme möglich (Grobschmutz-, Fein-, Schwebstofffilter).

  • Für Hygiene und Raumluftqualität entscheidend (Einhaltung VDI 6022).

Luftdurchlässe

  • Zuluft kann als Quellluft (bodennah), Mischluft (Deckenstrahl, Drallauslässe) oder über Weitwurfdüsen eingebracht werden.

  • Abluftöffnungen meist im Decken- oder oberen Wandbereich.

Raumluftströmung und Komfort

  • Behaglichkeit: Zugluft, zu hohe Temperaturgradienten oder unzureichende Durchlüftung mindern den Komfort.

  • Strömungsführung: Einflussfaktoren sind die Art der Luftauslässe (Quell-, Misch- oder Verdrängungslüftung), ihre Position (Decke, Wand, Boden) und die Raumnutzung.

  • Normen wie DIN EN ISO 7730 oder EN 16798-1 geben Hinweise zu empfohlener Temperatur, Luftgeschwindigkeit und relativer Luftfeuchte.

Gebäudedichtheit und Infiltration

  • In modernen, hochgedämmten Gebäuden ist die Gebäudehülle sehr dicht, sodass praktisch keine Frischluft mehr unkontrolliert eindringen kann.

  • Lüftungsanlagen übernehmen den kompletten Luftaustausch.

  • Bei hohen Abluftvolumenströmen ist sicherzustellen, dass kein unangenehmer Unterdruck entsteht (z. B. Störung von Feuerstätten oder Türen in Rettungswegen).

Wärmerückgewinnung

  • Deutlich reduzierte Heiz- oder Kühlleistung durch Nutzung der Abluftwärme (z. B. Plattenwärmetauscher, Kreislaufverbundsysteme).

  • Unter Umständen verpflichtend durch das GEG.

Mengenvariable Ventilatoren

  • Drehzahlregelung mittels Frequenzumrichtern (FU), um bei Teillast Energie zu sparen.

  • Bedarfsgerechte Lüftung (z. B. CO₂-, Feuchte- oder VOC-Sensoren) passt das Luftvolumen an die aktuelle Belegung bzw. Belastung an.

Nachhaltigkeitszertifizierungen

  • DGNB, LEED oder BREEAM legen Mindeststandards für Raumluftqualität, Energieeffizienz und Mess-/Regeltechnik fest.

  • Eine optimal ausgelegte Lüftungsanlage trägt zu einer höheren Zertifizierungsstufe bei.

Brandschutz und Sicherheit

  • Brandfallsteuerung: Abschaltung der Lüftungsanlage oder Weiterbetrieb in sicherer Betriebsart, gesteuert über die Brandmeldeanlage.

  • Brandschutzklappen: Trennen einzelne Brandschutzabschnitte in den Kanälen.

  • Ex-Schutz (ATEX): In explosionsgefährdeten Bereichen (z. B. Batterieladestationen, Chemikalienlager) müssen ex-geschützte Komponenten eingesetzt werden.

Hygiene und Gesundheitsanforderungen

  • VDI 6022: Legt strenge Hygienestandards für RLT-Anlagen in Aufenthaltsräumen fest (Inspektion, Reinigung, Filterwechsel).

  • Keimfreiheit: Besonders wichtig in Krankenhäusern, Laboren oder Reinräumen.

  • Regelmäßige Wartung: Filtertausch, Reinigung von Tropfenabscheidern, Auffangwannen und Kanalnetzen beugen mikrobiellen Belastungen vor.

Batterieräume

  • Mindestens 4-facher Luftwechsel, um Knallgasbildung zu vermeiden.

  • Einsatz korrosionsbeständiger Materialien (z. B. PP) und Störmeldung mit hoher Priorität (ggf. Hupe/Blitzleuchte).

Industrie- und Technikräume

  • Hohe Prozesswärmelasten (Kompressoren, Pumpen, Maschinen).

  • Notklappen oder stromlos offene Jalousien, damit im Ausfallfall eine Mindestluftversorgung der Aggregate sichergestellt ist.

Reinräume und Labore

  • Sehr hohe Filterstufen (HEPA, ULPA), Schleusen, definierte Druckkaskaden.

  • Strenge Regelung der Zu- und Abluftvolumenströme, Über- oder Unterdruckhaltung.

Krankenhäuser und OP-Säle

  • Teilweise laminar flow, spezieller Hygiene-Standard nach DIN 1946-4.

  • Besondere Anordnung der Zu- und Abluftöffnungen, um Keimverschleppung zu verhindern.

Verarbeitende Gewerbe (z. B. Schweiß- und Lötrauchabsaugungen)

  • Direkte Erfassung an der Emissionsquelle.

  • Ggf. separate prozesstechnische Absaugsysteme (SoA-RLT).

Regelung und Gebäudeautomation

  • Mess- und Regeltechnik: CO₂-, Temperatur- und Feuchtesensoren, ggfs. VOC-Sensoren, um die Anlage bedarfsorientiert zu steuern.

  • Gebäudeleittechnik (GLT): Zentralisierte Überwachung und Steuerung, Priorisierung von Störmeldungen (Prio 1 oder 2).

  • Demand Controlled Ventilation: Passt die Luftmengen automatisch an die Belegung und Luftqualitätsanforderungen an.

Inbetriebnahme und Einregulierung (TAB)

  • Test, Adjusting & Balancing (TAB): Abgleichen der berechneten Luftvolumenströme mit der Praxis.

  • Funktionsprüfung: Kontrolle aller sicherheitsrelevanten Einrichtungen (Brandschutzklappen, BMA-Ansteuerung, Frostschutz).

  • Dokumentation: Schriftliche Festhaltung der Messergebnisse, Einregulierungsprotokolle und Übergabe an den Betreiber.

Wartung und Betreiberpflichten

  • Regelmäßige Inspektion: Filterzustand, Ventilatoren, Dichtheit der Kanäle, Zustand von Tropfenabscheidern und Kondensatwannen.

  • Hygieneinspektionen: Nach VDI 6022 in bestimmten Intervallen, speziell in lufttechnischen Anlagen für Aufenthaltsräume.

  • Reinigung und Filterwechsel: Häufigkeit je nach Betriebsbedingungen.

  • Störfallmanagement: Priorisierte Meldungen in kritischen Räumen (z. B. Batterieraum, BOS-Raum) mit lokaler Hupe/Blitzleuchte.

Schallschutz und Schwingungsentkopplung

  • Schalldämpfer in Zu- und Abluftkanälen, um den Schallleistungspegel sowohl im Inneren (Raumakustik) als auch nach außen zu reduzieren.

  • Schwingungsentkopplung von Ventilatoren und Anlagenteilen (z. B. durch Silentblöcke), um Körperschallübertragung ins Bauwerk zu minimieren.

  • Zielwerte: Max. 70 dB(A) außerhalb des Gebäudes (je nach behördlicher Auflage).

  • Raumakustische Grenzwerte (z. B. maximal 45 dB(A)) abhängig von der Raumnutzung.