Teilklimaanlagen nach KG 432 effizient realisieren
Die Kostengruppe KG 432 – Teilklimaanlagen umfasst sämtliche raumlufttechnischen Anlagen, die eine reine Zu- und/oder Abluftführung sicherstellen bzw. nur eine partielle klimatische Beeinflussung (z. B. Heizen/Kühlen ohne Feuchteregelung) vornehmen. Anders als Vollklimaanlagen (KG 433), die Temperatur, Feuchte und ggf. Luftqualität ganzheitlich steuern, deckt KG 432 alle Anlagen ab, bei denen keine umfassende Vollkonditionierung erforderlich oder vorgesehen ist.
Die planerischen Schwerpunkte liegen auf Luftbilanzierung und anlagentechnische Abstimmung mit Dauerläufern, variablen Abluftanlagen und eventuellen Havariekonzepten, Energieeffizienz durch WRG, bedarfsgerechte Regelung, dichte Leitungsführung und effiziente Ventilatortechnik, Brandschutz (Brandschutzklappen, Rauchschutz, Notabschaltungen) und Hygiene (gemäß VDI 6022), Anwenderfreundlicher Regelungstechnik und Integration in eine übergeordnete Gebäudeleittechnik (GLT) und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter Berücksichtigung von Investitions- und Lebenszykluskosten. Damit schaffen Teilklimaanlagen ein funktionales, sicheres und wirtschaftliches Raumklima in vielfältigen Nutzungsbereichen – von Büros und Sozialräumen über Küchen und Produktionsstätten bis zu TGA-Bereichen. Zugleich garantieren sie eine ausreichende Flexibilität, um auf veränderte Nutzungsanforderungen reagieren zu können, ohne in jedem Fall direkt eine Vollklimaanlage (KG 433) installieren zu müssen.
Abluftanlagen: z. B. für Sanitär- und Küchenbereiche, zur Abfuhr von Gerüchen und Feuchtigkeit.
Zuluftanlagen: z. B. zur Frischluftversorgung von Büro- oder Aufenthaltsräumen, ggf. mit teilweiser Erwärmung oder Kühlung.
Kombinierte Zu-/Abluftanlagen: Systemspezifisch mit oder ohne Wärmerückgewinnung (WRG); ggf. filtern, erwärmen/kühlen oder nur umwälzen.
Systemabgrenzung
KG 432 grenzt sich von KG 433 (Vollklimaanlagen) ab, indem sie keine vollständige Konditionierung (Temperatur, Feuchte, ggf. Luftreinigung) sicherstellt, sondern nur einzelne Parameter (z. B. reine Abluft, Basis-Heiz-/Kühlfunktion).
Anlagen aus KG 431 (Wärmeerzeugung/-verteilung) können die Luftbilanz beeinflussen (z. B. raumluftabhängige Feuerstätten oder Dauerläufer); diese Volumenströme sind in die Planung und Berechnung der RLT-Anlagen einzuarbeiten.
Planerischer Rahmen
Die konkrete Anzahl und Ausführung der Anlagen bzw. Einzelaggregate (z. B. Ventilatoren, Filtereinheiten, Kanalsysteme) richten sich nach dem Bedarf der jeweiligen Räume und Nutzungen.
Erweiterungen oder Sonderlösungen (z. B. Havarielüftung, Prozessabluft) obliegen dem Anlagenerrichter bzw. Fachplaner, der alle Anforderungen in die Gesamtkonzeption integriert.
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und zugehörige Technische Regeln (ASR): Mindestanforderungen an Luftqualität und CO₂-Konzentration in Arbeitsräumen.
VDI-Richtlinien: VDI 6022 (Hygieneanforderungen an RLT-Anlagen),
VDI 3803 (Grundlagen der Auslegung von RLT-Anlagen),
VDI 2052 (Küchenlüftung), etc.
DIN EN 16798 (Nachfolger von DIN EN 13779): energetische Bewertung, Lüftungs- und Klimaanlagen für Gebäude.
Brandschutz: Landesbauordnungen, Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Anforderungen an Brandschutzklappen nach DIN EN 15650, Brandschutzkonzept.
Eine Prüfung und Einhaltung der maßgeblichen Normen ist bereits in der frühen Planungsphase sicherzustellen.
Luftbilanzen und Betriebsarten
Alle Teilklimaanlagen (Zu- und Abluft, Kombi-Systeme) sind in einer ganzheitlichen Luftbilanz zu erfassen. Dabei werden „Dauerläufer“ (konstante Abluft) separat berücksichtigt und ggf. bei der Abluftmenge subtrahiert.
Variable Betriebsarten (z. B. schalt- oder regelbare Abluft) erfordern eine entsprechende Regelung, die auch die Zuluft flexibel anpassen kann, um Druckverhältnisse im Gebäude im gewünschten Bereich zu halten.
Energieeffizienz
Wo möglich, sollte eine Wärmerückgewinnung (WRG) integriert werden, um Energie zu sparen und die Betriebskosten zu senken – insbesondere in Bereichen mit hohen Ablufttemperaturen (z. B. Küchen).
Verwendung energieeffizienter Ventilatoren (z. B. mit EC-Technik), differenzdruckgesteuerte Volumenstromregler und bedarfsgerechte Steuerung (z. B. CO₂- oder feuchtegeführt).
Filterung und Hygiene
Auch bei Teilklimaanlagen kann eine Filterung (z. B. ISO ePM1, ISO ePM2.5 nach ISO 16890) erforderlich sein, um Staub, Pollen und ggf. Gerüche zu reduzieren.
Für Küchen- und Spülbereiche: spezieller Fettfilter-Einsatz, regelmäßige Reinigungszyklen, ggf. separate Abluftführung, um Geruchsübertragungen zu vermeiden.
Hygienische Anforderungen gemäß VDI 6022 sind im gesamten RLT-System zu beachten (Revisionsöffnungen, glatte Oberflächen, zugängliche Filterwechsel etc.).
Regelungstechnik (MSR)
Sensorik (CO₂, Temperatur, Feuchte) kann die Luftmengen bedarfsgerecht anpassen.
Automatisierung: Einbindung in die Gebäudeleittechnik (GLT/BMS) zur Überwachung von Volumenströmen, Filterzuständen und Störmeldungen.
Betriebsarten (Normalbetrieb, Absenkbetrieb, Havariebetrieb) sind zu definieren und softwareseitig umzusetzen.
Brandschutz und Havarie
Brandschutzklappen: an feuer- oder rauchbeständigen Wänden/Decken; automatische Auslösung im Brandfall.
Havariefälle (z. B. Austritt gefährlicher Stoffe, Rauchgase) erfordern ggf. Havarielüftung mit geeigneter Zuluftnachströmung. Dabei sind dichte Absperrungen und schallgedämmte Ausführung zu berücksichtigen, falls eine Außenluftversorgung erfolgt.
Notstromversorgung für kritische Lüftungsbereiche (bei Bedarf) sicherstellen.
Schall- und Vibrationsschutz
Dämmung in den RLT-Geräten (z. B. integrierte Schalldämpfer), Schalldämpfer im Kanalnetz, schwingungsentkoppelte Ventilatoren.
Einhaltung der erforderlichen Raum- und Außenlärmgrenzwerte (TA Lärm, Arbeitsstättenrichtlinien).
Einregulierung, Inbetriebnahme und Wartung
Einregulierung der Luftmengen (Volumenstrommessung, Protokollierung) sowie Abgleich zwischen Zu- und Abluft.
Bedarfsgeführte Lüftung (z. B. CO₂-gesteuert), ggf. mit Nachheiz- oder Kühlregister.
Niedrige Schallpegel und Zuglufthöchstgrenzen beachten.
Sozial-, Nass- und Umkleidebereiche
Primär Abluft zum Feuchte- und Geruchsabtransport, Zuluft meist über einfache Systemlösungen.
Korrosionsschutz bei hoher Feuchtebelastung (z. B. Duschräume).
Gastro- und Speisenräume
Angenehme Luftqualität und Temperatur, Abluft zur Geruchsvermeidung.
Teilweise Integration mit Küchenabluft, jedoch i. d. R. getrennte Systeme zur Vermeidung von Geruchsübertragungen.
Küchen- und Spülküchenbereiche
Hohe Abluftvolumenströme, Fettabscheider, Brandschutzanforderungen.
Optional Wärmerückgewinnung; Reinigungsmöglichkeit der Kanäle (Revisionsöffnungen).
Hohlraumlüftung für Kühlzellen zum Schutz vor Schimmel, Kondensatbildung.
Fertigungs- und Montagebereiche
Prozesswärme, Schadstoffe (z. B. Schweißrauch) können abgesaugt werden; Auslegung auf hohen Abluftbedarf.
Teilweise integrierte Kühllösung; dennoch keine Vollklimatisierung.
Logistikbereiche
Große Hallen, hoher Luftaustausch (Tore, Türen), evtl. Zuluft-Temperierung.
Bedarfsabhängige Abluft bei Einsatz von Flurförderfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (Abgase).
TGA-Bereiche
Abluft zur Wärmeabfuhr, ggf. Zuluft, um Aggregaten ausreichende Kühlluft zuzuführen.
Einhaltung von Mindestvolumenströmen gemäß Herstellerangaben der Maschinen.
Abgrenzung zu KG 433 (Vollklima)
Räume mit hohen Anforderungen an Temperatur- und Feuchteregelung (z. B. Reinräume, Labore, OP-Bereiche) zählen zu KG 433.
Mischbereiche (teilweise kühlbedürftig, teilweise nur Abluft) sind sorgfältig in der Planung abzugrenzen.
Berücksichtigung von KG 431 (Heizung) und KG 434 (Kälte)
Für Teilklimaanlagen kann eine Wärmeeinbringung (z. B. Warmwasserregister) oder eine Kühleinbringung (Kaltwasserregister) erforderlich sein, ohne dass eine vollständige Klimatisierung vorliegt.
Schnittstellen zur Erzeugung (Heizzentrale, Kältezentrale) sind festzulegen (Hydraulikanbindung, Regelung).
Koordination mit Elektrotechnik (KG 440)
Auslegung der Elektrozuleitungen und Absicherung der Ventilatoren, Motoren, Regelungskomponenten.
Ggf. Notstromversorgung bestimmter Teilklimaanlagen bei Havarie.
Gebäudeleittechnik (GLT/BMS)
Nahtlose Integration der Lüftungsanlagen, Überwachung von Filterstatus, Betriebsstunden, Alarmmeldungen (z. B. über Bus-Systeme wie BACnet, LON oder Modbus).
Lebenszykluskosten
Neben den Investitionskosten werden Betriebskosten (Strom für Ventilatoren, Heizenergie für Vorwärmung, ggf. Kühlenergie) und Wartungskosten berücksichtigt.
Ein bedarfsabhängiger Betrieb sowie Wärmerückgewinnung können die Betriebskosten signifikant reduzieren.
Umweltaspekte
Energieeffiziente Ventilatoren, Einsatz erneuerbarer Energien (z. B. solare Unterstützung der Heizwassererzeugung für Lüftungsregister).
Potenzial für CO₂-Reduktion durch optimierte Regelstrategien und dichte Kanalsysteme (geringer Luftverlust).